Aufruf an die Leser der NS-Presse

 

26. März 1932

 

Seit Wochen befindet sich Deutschland in Wahlkämpfen, deren Ausgang von entscheidender Bedeutung für die nächste Zukunft unseres Volkes sein wird. Gegen die Repräsentanten der Novemberrevolution und ihre Folgen kämpft die Nationalsozialistische Bewegung in stolzer Vereinsamung als letzte und einzige Vertreterin des Lebenswillens der deutschen Nation.

 

Alle sind gegen uns!

 

Ein nie dagewesenes Komplott vereinigt alle Nutznießer unseres Unglücks innen und außen. Ungeheuerlich und skrupellos sind die Mittel, die unsere Gegner in diesem ihrem Ringen gegen uns anwenden. Ihr System zwingt alle Möglichkeiten des privaten und öffentlichen Lebens in seine Dienste und arbeitet mit Verdrehungen, Lügen und Verleumdungen, mit versteckter und offener Gewalt gegen uns. Unzählige Märtyrer hat die Nationalsozialistische Bewegung in ihrem Kampf um unseres Volkes Ehre, Freiheit und Zukunft zu beklagen, und der Terror nimmt dabei immer noch kein Ende.

 

Ein besonders empörendes Kampfmittel unserer Gegner ist dabei seit 13 Jahren der sich dauernd steigernde Mißbrauch der öffentlichen Gewalt für nackte parteipolitische Interessen. Gerade in diesen Wochen des Wahlkampfes kann jeder aufrechte und wahrheitsliebende Deutsche erkennen, wie sehr durch die derzeitige Parteiherrschaft alle verfassungsmäßigen Grundlagen unseres staatsbürgerlichen Lebens erschüttert oder bereits beseitigt sind.

 

Die Freiheit der Gesinnung, die Kundgebung der freien Meinung, die Freiheit der Propaganda, der öffentlichen Rede, sowie der Versammlung und am allermeisten die Freiheit der Presse existiert in Wirklichkeit nicht mehr. Kaum jemals zuvor ist die Verletzung der Pressefreiheit so unverhüllt und offen betrieben worden wie in diesen Tagen. Entgegen den Bestimmungen und Forderungen der Verfassung sind unzählige nationalsozialistische Zeitungen, deren Eintreten für die Interessen und Rechte des deutschen Volkes den Koalitionspartnern unbequem und daher verhaßt ist, beschlagnahmt oder verboten worden. Außer in Polen sind diese Zustände kaum in einem anderen Lande der Welt denkbar.

 

Die Schuldigen des heutigen Systems glauben dabei vielleicht, unsere Presse vernichten und ihre eigene Existenz damit noch einmal retten zu können. Aber seit 12 Jahren ist der Nationalsozialismus gewohnt, diesen verzweifelten Angriffen zu begegnen. Wir haben bisher aus jeder Unterdrückung immer noch neue Kraft geschöpft zum Kampf für das Recht und gegen die Unterdrückung. Auch diesmal kann unsere Antwort auf die Knebelung der Wahlfreiheit und Wahlpropaganda nur ein noch schärferer Angriff gegen das System sein. Unsere Presse wollen sie vernichten, wir aber werden ihnen durch grandiose Maßnahmen das Gegenteil des Gewollten beweisen. Ab Donnerstag, den 31. März, wird auf meine Anordnung hin die gesamte nationalsozialistische Presse auf die Dauer von 10 Tagen in einem zwar beschränkten Umfange, dafür aber in einer verdrei- bis verzehnfachten Auflage erscheinen. Es wird uns möglich sein, damit eine ungeheure Werbeaktion für unsere Presse durchzuführen als Antwort auf die planmäßigen Versuche ihrer Unterdrückung und Vernichtung. Die Ausführungsbestimmungen für diesen Presse-Propagandafeldzug sind bereits erlassen.

 

Ich erwarte und verlange von den Beziehern und Lesern der nationalsozialistischen Zeitungen, daß sie, den Sinn dieser großen Aktion verstehend, ihrerseits mithelfen, ihre Durchführung zu ermöglichen.

 

Jeder Nationalsozialist wird es sich angesichts der letzten Severing-Aktion zur Mundtotmachung unserer Presse als höchste Ehre anrechnen, selbst ein Kämpfer und damit ein Träger dieser Protestwerbeaktion zu sein.

 

Schon jetzt ist der großangelegte Vernichtungsplan des preußischen Innenministeriums gegen die deutsche Freiheitsbewegung gescheitert. Vor aller Welt ist die Gesetzlichkeit des nationalsozialistischen Kampfes erneut erwiesen. Unsere Aufgabe ist es nun aber, zum Gegenangriff überzugehen. Die Unsicherheit des Handelns unserer Feinde muß unsere Kraft zu ihrer Vernichtung stärken.

 

Wenn jeder Nationalsozialist und Leser unserer Presse in diesen kommenden zehn Tagen opferbereit seine Pflicht erfüllt, dann wird unsere Presse aus einem Angriff, der sie töten sollte, stärker als je zuvor hervorgehen.

 

Nationalsozialisten!

 

Unsere Propaganda des Plakates, der Versammlung und der Rede wird von der ganzen Welt als unerreicht bewundert. Sorgt durch euer Verständnis und eure Arbeit mit dafür, daß unsere Presse sich zu derselben Höhe erheben kann.

 

 

26. März 1932                                                                                                                                                                                                     Adolf Hitler