„Denkschrift über die inneren Gründe für die Verfügungen zur Herstellung

einer erhöhten Schlagkraft der Bewegung“

 

 

II. Teil

 

Soll die Partei auf absehbare Zeit den gestellten hohen Anforderungen genügen, dann muß beim Aufbau ihrer Organisation so vorgegangen werden, daß sich eine enge Verbindung zwischen längst vorhandenen Erkenntnissen und Erfahrungen und den besonderen Aufgaben unserer Bewegung ergibt.

 

Grundsätzlich ist in der Obersten Leitung der Partei dafür zu sorgen, daß die technische Organisation nicht die Kraft der politischen Entschlüsse lähmt. Zu dem Zweck ist eine möglichst scharfe Trennung der Verwaltungsorganisation der Bewegung von der politischen Führungsorganisation festzulegen. Noch mehr gilt dies für das Beiseitehalten derjenigen Arbeiten, die die Bewegung bzw. die Partei für ihre späteren staatlichen Arbeiten vorbereiten wollen. An sich soll sich die Partei nicht von vornherein mit einer Tätigkeit belasten, für die teils die Voraussetzungen fehlen - und zwar sowohl in technischer wie in personeller Hinsicht -, teils eine vorherige Festlegung überhaupt nicht erfolgen kann. Ganz besonders aber ist die Organisation der Partei kein Betätigungsfeld für wissenschaftliche Experimente. Ob und welche technische revolutionäre Umwälzungen die Partei einst durchführen wird, kann nicht in den Schreibstuben einer Organisationsabteilung entschieden werden. Denn dies hieße die Bewegung von ihrer weltanschaulichen Mission immer mehr entfernen und damit an die Stelle ihrer ewig richtigen weltanschaulichen Grundsätze ewig schwankende und unsichere wissenschaftliche Theorien setzen.

 

Das politische Organisationsamt der Partei ist zu vergleichen etwa mit dem Innenministerium oder noch besser mit dem Kriegsministerium. Ihm steht gegenüber die politische Führung d. h. organisatorisch gesehen etwa der Große Generalstab.

 

Es muß daher unser Ziel sein, das politische Organisationsamt auf seine wenigen sinngemäßen Aufgaben zu beschränken.

 

1.) Personal-Politik (Personalamt, Führer-Kartothek).

2.) Parteigliederung.

3.) Parteischulung (nicht zu verwechseln mit den Aufgaben der Propaganda).

 

Je mehr sich die politische Organisationsleitung der Partei auf diese Aufgaben beschränkt, um so nützlicher wird ihre Tätigkeit sein. Es ist selbstverständlich, daß damit als Leiter nur ein im Kampf der Bewegung selbst großgewordener Mann stehen darf. Er ist der oberste Chef des gesamten politischen Parteiapparates bzw. aller Kampfleiter der Bewegung. Ausgenommen davon sind nur die Gauleiter selbst, die als Stellvertreter des Obersten Führers der Bewegung personell diesem allein unterstehen.

 

Um bei der steigenden Ausdehnung der Bewegung die Einheitlichkeit der politischen Führung zu gewährleisten, werden eine Reihe von Maßnahmen getroffen, die zu dem Aufbau eines politischen Generalstabs der Partei führen sollen.

 

Für die einheitliche innere politische Auffassung und Arbeit in der Bewegung sind dem Führer die ihn vertretenden Gauleiter verantwortlich.

 

Für die einheitliche politische Auffassung und Kampfführung der Partei in den bereits eroberten staatlichen Positionen sind dem Führer verantwortlich:

 

a.) Für die Politik der Partei im Reichstage der Vorsitzende der Reichstags-Fraktion,

b.) für die Politik der Partei im Preußischen und Bayerischen Landtag die Vorsitzenden der preußischen und bayerischen Landtagsfraktionen,

c.) für die Politik in den übrigen Ländern und in den Kommunen die Politische Zentralkommission,

d.) für die Politik der Partei der Öffentlichkeit gegenüber in der Presse, in Aufrufen und parteiamtlichen Kundgebungen wirtschaftlicher Art die Politische Zentralkommission,

e.) für die Vereinheitlichung und Übereinstimmung der Politik in den bereits eroberten Ländern und insbesonders für ihre Stellungnahme im Reichsrate die Länderkommission.

 

Alle Kommissionen werden dem Führer gegenüber vertreten durch ihre ersten Vorsitzenden. Grundsätzlich ist bei allen Führern die wichtigste sachliche Eigenschaft die Freude zur persönlichen Verantwortlichkeit. Sie muß mithelfen, daß nur das reglementiert zu werden braucht, was reglementiert werden muß und nicht, was man reglementieren kann. Sie wird es rechtfertigen, daß der individuellen Veranlagung und Fähigkeit in der Partei ein großer Spielraum bleibt. Dies gilt insbesonders für die wichtigsten Vertreter des Führers, für die Gauleiter. In hundert und tausend Fragen sind sie gezwungen, selbständige Entscheidungen zu treffen. Als Kämpfer unserer Weltanschauung werden sie allerdings nur dann um so weniger grundsätzlichen Irrungen ausgesetzt sein, je mehr sie die große Idee und Aufgabe der Bewegung erfaßt haben. Es ist mein Wunsch und Wille, daß ihre Stellung in der Bewegung eine möglichst souveräne ist. Mögen sie sich aber auch selbst als ebenso souveräne Repräsentanten der Partei fühlen und führen.

 

Um eine engste Zusammenarbeit der Dienststellen der Parteileitung zu ermöglichen, soll aus ihren Amtsleitern und den für die einheitliche politische Führung der Partei verantwortlichen Männern ein engerer Rat entstehen, der unter meinem Vorsitz den kleinen Senat der Bewegung bildet. Die Aufgabe des kleinen Senates ist, in Voll- oder Teilsitzungen die gemeinsam berührenden wichtigen Parteifragen durchzusprechen und zu behandeln.

 

Zur Herstellung einer lebendigen Arbeitsgemeinschaft zwischen der Parteileitung und besonders geeigneten führenden Männern der Bewegung wird nunmehr der große Parteisenat gebildet. Durch ihn soll eine Anzahl der ältesten, treuesten und fähigsten Köpfe der Bewegung in unmittelbare Verbindung mit der obersten Parteileitung gebracht werden. Zu diesem großen Senat der Bewegung zu gehören, soll für die Zukunft als größte Ehre in der Bewegung empfunden und angesehen werden. Ich halte dies schon deshalb für wichtig, damit im Falle meines Todes die Frage des neuen Führers der Partei nicht in einem wilden Kampf unter den Parteigenossen entschieden wird, sondern von dem Senate aus seine Erledigung findet.

 

Es ist bei der großen Zahl der in der Bewegung tätigen Männer nur möglich, einen kleinsten Bruchteil in die beiden Senate zu berufen. Denn grundsätzlich soll die Zahl der Mitglieder des großen Senates niemals 64, die Zahl der Mitglieder des kleinen Senates niemals 24 überschreiten.

 

München, den 20.12.1932

gez.: Adolf Hitler

Für die Richtigkeit: Albert Bormann