Brief an Magnus Gött (Pfarrer)

 

2. März 1927

 

Sehr geehrter Herr Benefiziat!

 

Nehmen Sie meinen herzlichen Dank entgegen für Ihr neuerliches freundliches Schreiben. Leider kann ich es in einer Reihe von Punkten nicht unwidersprochen lassen. Herr Benefiziat beklagen sich, daß unser Programm in religiöser Hinsicht zu ‚mager’ sei. Ich bin in dieser Richtung einer anderen Ansicht. Ich lebe in der Befürchtung, daß sich unsere politischen Parteien zu sehr in Dinge der Religion einmischen, daß diese dadurch immer politisiert wird und damit zwangsläufig auf ein Gebiet gerät, in dem sie eines Tages Schaden nehmen muß. Denn wenn Sie sich über die Wehrlosigkeit gegen das Schlechte im heutigen liberalen Staat beklagen, dann bitte ich Sie doch nicht zu vergessen, daß an dieser Schlechtigkeit heute zu einem wesentlichen Teil diejenigen Parteien partizipieren, die auf ihre politische Fahne ein religiöses Motiv geschrieben haben. So wie mit Hilfe des katholischen Zentrums seit 8 Jahren ein erbitterter Krieg gegen den nationalen Gedanken geführt wird, so hatte er genauso erbittert auch gegen die lasterhaften Auswüchse unseres derzeitigen Lebens geführt werden können, wenn man dies ernstlich gewollt hätte. Das alles hat mit dem liberalen Staat nichts zu tun, sondern nur mit der einen Tatsache, daß das politische Leben zur Zeit von den schlechtesten Elementen bestritten wird, die allerdings zu einem Teil sich mit religiösen Phrasen verbrämen, ja, ihre Programme behauptungsweise sogar in den Dienst bestimmter Konfessionen stellen. Das Ergebnis, mein sehr verehrter Herr Benefiziat, dieser Politisierung der Religion ist ein verderbliches. Die Lehre Christi hat dadurch keinen neuen inneren Anhänger erworben, wohl aber Millionen verloren, die es nicht gerne sehen, daß religiöse Ideale als politische Steigbügel für zum Teil erbärmliche Geister herhalten müssen.

 

Im übrigen darf ich Sie, verehrter Herr Benefiziat, auch darauf aufmerksam machen, daß genau so, wie sich im Deutschland des Jahres 1918 der politisch in Erscheinung tretende Katholizismus maßgeblich an der Revolution beteiligte und damit mithalf, die letzten Stützen des seinerzeitigen antiliberalen Autoritätsstaates einzureißen, genauso auch während der französischen Revolution der damals politisch wirkende Katholizismus an der Beseitigung des Royalismus mitgeholfen hat. Freilich, als dann das Jakobinertum seine letzten Orgien feierte, zuckte man genauso zusammen, wie das Zentrum im Frühjahr 1919, als die mit Zentrumshilfe mitermöglichte deutsche Revolution plötzlich die Brandfackel des Bolschewismus emporzuhalten begann. Ich, mein sehr verehrter Herr Benefiziat, halte es immer und unter allen Umständen für ein Unglück, wenn die Religion, ganz gleich in welcher Form, mit politischen Parteien verquickt wird. Genauso wie ich es auch für ein Unglück halte, wenn sie sich auf Gebiete begibt, die der exakten Wissenschaft zukommen und auf denen sie dann eines Tages mit dieser in Kollision gerät. Ich bin auch tief innerlichst überzeugt, daß dies weder Wunsch noch Wille von Christus selbst war. noch daß dadurch Segensreiches für unsere Religion erstanden wäre. Je mehr die reale Politik, die das irdische Leben auf dieser Erde zu gewährleisten hat, vom religiösen Glauben, der den sittlich-moralischen Gehalt und die Würdigkeit für ein Leben nach dem Tode vorbereiten soll, auseinandergehalten wird, um so weniger wird die religiöse Idee Schaden leiden, durch die liberale Freiheit in Politik, Wissenschaft und Kunst. Denn je mehr diese Erscheinungen dann fliehen, um so mehr wird als ruhender Pol der Glaube selbst in Wirksamkeit treten. Dann erst hatte der Glaube jene milden Wirkungen ausüben können, die uns berechtigen würden, auf die Antike als ein barbarisches Zeitalter zurückzublicken und die christlichen Epochen demgegenüber als leuchtende Perioden menschlicher Humanität zu preisen. So sprechen Sie, Herr Benefiziat, heute von Gladiatorenkämpfen und Tierhetzen und müssen aber doch zugeben, daß die Jahrhunderte, die nach Roms Zusammenbruch kamen, in den Sitten noch viel barbarischer waren, daß den Fackeln eines Nero 100.000 von Scheiterhaufen folgten, den Märtyrern des Christentums Millionen von Gefolterten, den Gladiatorenkämpfen oft nicht minder grausame Turniere, den Tierhetzen die Menschenjagden auf Azteken und Inkas, der antiken Sklaverei die Sklavenjagden des Mittelalters, die Verpflanzung von Millionen Negern auf den amerikanischen Kontinent und das alles in Zeiten, in denen es keinen liberalen Staat gab, sondern die Kirche selbst als höchster politischer Machtfaktor in Erscheinung trat. Sie werden nicht verlangen von mir, Herr Benefiziat, daß ich Ihnen an Stelle des einen Sokrates. der hingerichtet wurde, weil er die Götter verleugnete und staatsfeindliche Ideen vertrat, nun versuchen würde mit der Reihe derjenigen zu beginnen, die martervollsten Todesqualen ausgeliefert wurden, nur weil Zweifel über die Gestalt des Abendmahls, die Wunderwirkungen eines heiligen Rockes usw. usw. sie zu unvorsichtigen Äußerungen veranlaßten. Es ist eine furchtbare Reihe, angefangen von unvernünftigen Kindern bis zu gottbegnadeten Leuchten des menschlichen Lebens, die wir in den Tod hineinführen sehen.

 

Sicherlich ist die heutige Zeit eine schlechte. Sie ist aber keine antike, sondern eine spezifisch jüdische. Ihre Ausartungen sind üble, allein selbst die schlimmste Sklaverei kann man heute bei Gott nicht vergleichen mit dem Sklavenjoch, das nicht etwa nur die Antike, Herr Benefiziat, - sondern das allerchristlichste Mittelalter bis spät in die neueste Zeit über Millionen um Menschen, ja ganze Lebensstände verhängt hatte. Der gequälteste Arbeiter von jetzt ist mich ein freier Fürst, gemessen an dem Los eines christlichen Bauern im 15., 16., 17. und 18. Jahrhundert. Und kein Fabriktyrann könnte heute in diesem, wie Sie glauben, sich der Antike nährenden Zeitalter seine Untergebenen so behandeln, wie unsere christlichen Landesfürsten einst ihre Untertanen ‚liebten’. Die Geschichte eines Hessen und Württemberg und Sachsen und all der zahllosen anderen Ländchen bietet dafür entsprechende Belege. Selbst die schlimmsten Tyrannen von jetzt könnten über Menschen nicht willkürlicher schamloser verfügen, wie die Repräsentanten dieser damaligen, wahrhaftiger Gott, nicht liberalen Staaten. Es ist auch in meinen Augen falsch, zu meinen, daß das heutige Genußleben nur in Erscheinung tritt, weil die mangelnde Religiosität des politischen Lebens diese ‚Dämonen’ nicht mehr zu bändigen vermag. Mein sehr verehrter Herr Benefiziat, mit diesen Dämonen ist zeitweilig der heilige Vater in seinem eigenen Hause nicht recht fertig geworden und wurde von ihnen, wie die Geschichte der Päpste zweifellos nachweist, nicht wenig geplagt. Auch ist das ganze 18. Jahrhundert, angefangen von seinen allerchristlichsten Höfen bis herunter in all jene Stände, die das Glück oder Unglück hatten, mit diesen Zentren christlicher Politik näher in Berührung zu kommen, durchaus kein Zeitalter mäßiger Keuschheit gewesen, als vielmehr ein solches höchst bedenklicher Auswüchse und menschlicher Verirrungen, die selbst durch Tugendrosen nicht gut beschönigt zu werden vermögen. Selbst wenn also unser nationalsozialistisches Programm mit diesen Dämonen nicht fertig werden würde, so darf ich Sie doch bitten, uns nichtsdestoweniger dieselbe Nachsicht zukommen zu lassen, die einst auch nicht ganz mit diesen Teufeln menschlicher Genußsucht und menschlicher Lasterhaftigkeit fertig geworden war und zwar in einer Zeit, als es noch keinen liberalen Staat gab und das antike Denken sich noch zumeist auf dem Scheiterhaufen verflüchtigte. Sie befürchten endlich, Herr Benefiziat, daß unser Kreuzzug ein Zug ohne Kreuz werden wird und eines Tages zum gleichen verbrecherischen Ende führen wird, wie der Marxismus. Als das Christentum einst seinen Kreuzzug begann, da war das Ziel dieses Kampfes doch hoffentlich nicht die Vernichtung Roms als politische Institution, denn sonst würden ja die Christenverfolgungen sofort eine ganz eigentümliche Aufklärung finden. Christus selbst hat jedenfalls das nicht beabsichtigt und auch nicht gewollt. Seinen Worten nach wurde der Kampf ums Kreuz nicht geführt für ein Reich auf dieser Erde, sondern für ein solches außer, ja über ihr. Das Christentum hat einen religiösen Kreuzzug gegen das Heidentum in all seinen Auswüchsen und Erscheinungen geführt. Der Nationalsozialismus führt einen politischen Kreuzzug gegen die derzeitige Staatsauffassung, gegen die Vergiftung unserer Rasse, die Zersetzung unseres Volkes, die Vernichtung des Vaterlandes usw. Dies ist also ein eminent politischer Kampf und das Kreuz, unter dem wir diesen Kampf führen, ist unser Hakenkreuz. Und so wie Sie, Herr Benefiziat, überzeugt sind, daß das deutsche Volk außer durch Christus nie zu Glück zu kommen vermag, so bin ich überzeugt, daß es außer durch das Hakenkreuz nie zur Gesundung und Kraft kommt. Und ich kann nur den Tag ersehnen, an dem das deutsche Volk auf dieser Erde steht, fest, unerschütterlich und geeinigt, als Panier des Kampfes um das tägliche Leben, das Hakenkreuz zur linken Schwertseite, zur Rechten aber als das Symbol des Glaubens und des Kampfes um das ewige, das Kreuz des Herrn. Daß wir aber je beim Marxismus enden, das sollten Sie wirklich nicht glauben. Dazu sind wir zu weit von ihm entfernt. Nur diejenigen Parteien, die heute ihr politisches Programm unter einer religiösen Flagge segeln lassen, scheinen dieser Gefahr entgegen zu gehen. Denn nicht ich, Herr Benefiziat, habe mich auch nur einmal in meinem Leben mit einem Marxisten, außerdem im Kampf, zusammengesetzt und nicht die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei hat je mit den Marxisten paktiert, sondern geistliche Würdenträger, Kardinale tun dies und das katholische Zentrum paktiert mit dem marxistischen Atheismus und selbst der Tempel des Herrn ist nicht so erhaben, um nicht zur Stätte der Verbrüderung zwischen einem Kardinal Bettinger und einem marxistischen Gottesleugner zu dienen. Nicht wir haben mit Marxisten eine Revolution des Meineides, der Lüge und des Verrats gemacht, sondern katholische Führer, woraus für mich nur das Eine hervorgeht, daß es Unrecht ist, Politik mit der Religion zu verquicken und umgekehrt. Wenn wir Nationalsozialisten in unserem Programm feststellen, daß wir auf dem Standpunkt eines positiven Christentums stehen, daß uns die religiösen Einrichtungen beider Konfessionen heilig und unantastbar sind, dann haben wir damit für uns als politische Kämpfer gesagt, was gesagt werden muß. Ein Mehr nützt nichts, sondern schadet nur. Abgesehen davon, daß schon die religiöse Spaltung zur höchsten Vorsicht mahnen muß. Denn wehe deutsches Volk, wenn so wie wir heute eine katholische Partei besitzen, eines Tages auch eine evangelische entstünde. Ich glaube, Ihre Liebe, Herr Benefiziat, zum deutschen Volk ist zu groß, als daß Sie selbst solches wünschen würden. Darum kommt man aber nicht herum, sowie man überhaupt erst beginnt, eine politische Partei in ihrem Programm mit religiösen Problemen zu verknüpfen.

 

Sie meinen endlich in Ihrem Brief, daß wer das Gute will, das Böse ausrotten muß. Ich will dies, Herr Benefiziat, aber unsere religiösen Parteien wollen es nicht. Ich will den Kampf gegen die Pestträger unserer sittlichen, moralischen und rassischen Zersetzung, allein ich werde am schwersten verfolgt, gerade deshalb und zwar von den Parteien, die das christliche Kreuz bei jeder Gelegenheit vor sich hertragen und die selbst mit dem Bösen sich verbinden, es in Schutz nehmen und mehr lieben als diejenigen, die das Beste wollen und dafür sich aufzuopfern bereit sind. Sie meinen, daß ohne christliche Struktur unsere Arbeit kalt und erfolglos bleiben wird, nun Herr Benefiziat, das Zentrum hat diese Struktur, wollen Sie behaupten, daß dessen Arbeit deshalb warm und für das deutsche Volk erfolgreich ist? Nein, ich halte es für richtiger, statt die Religion in den Dienst heimtückischer und verlogener Parteiinteressen zu stellen, die Politik in die Hand von aufrichtigen, ehrlichen und opferbereiten Männern zu legen. Denen wird dann auch ein gnädiger Himmel seinen Segen nicht versagen.

 

Sie meinen weiter, Herr Benefiziat, daß es Unrecht wäre, heute die Kirche zu schelten, weil die Erziehung zur Zeit schlechte Resultate zum Vorschein bringe, denn die Kirche selbst wäre ja ihrer Macht und ihres Einflusses beraubt, und könne praktisch keine Erziehungsarbeit leisten. Es gab aber eine Zeit, Herr Benefiziat, da hatte sie diese Macht, da konnte sie diese Erziehungsarbeit leisten. Das Ergebnis damals war einerseits der zum Himmel stinkende Sündenpfuhl Versailles mit all seiner orgiastischen Nachahmung und auf der anderen eine vertierte Proletenmasse, aus der eines Tages plötzlich die Marseillaise herausgellte. Wo war denn dort die Erziehungsarbeit geblieben? Ich glaube auch da an das Walten einer höheren Gerechtigkeit. Gott ließ es sicherlich nur zu, daß der Kirche ein Teil ihres Erziehungsrechtes genommen wurde, weil sie selbst in ihrer Erziehungsarbeit sich schwer versündig! hatte, und die Resultate nicht dem entsprochen haben, was man billig einst verlangen konnte und was sie selbst, Herr Benefiziat, heute gerne sehen möchten. Der Janhagel der französischen Revolution sowohl als der deutschen, ist nicht in nationalsozialistischen, sondern in christlichen Schulen aufgewachsen. Auch die Führer waren in beiden Fällen keine National Sozialisten, wohl aber befanden sich unter ihnen zahlreiche geistliche Würdenträger, die nichtsdestoweniger und trotz ihrer Erziehung so wenig die sie selbst beherrschenden Teufel zu überwinden vermochten. Im übrigen, Herr Benefiziat, lehnen wir Nationalsozialisten jenen schrankenlosen Liberalismus heute wohl als einzige in Deutschland grundsätzlich ab. Ich darf Ihnen weiter zum Schlüsse noch versichern, daß ich auch unsere sog. gebildeten Schichten gebührend und richtig einzuschätzen weiß.

 

Allerdings kann ich hier nicht alles über einen Leisten schlagen. Denn neben so und soviel feisten Spießbürgern oder skrupellosen Ausbeutern gibt es auch wieder zahllose Idealisten, die ebenfalls bereit sind, für ihr Volk alles einzusetzen, zu opfern und zu kämpfen. Ich brauche Ihnen nicht zu versichern, daß es mich freut, wenn Sie, Herr Benefiziat, unsere Arbeit weiterverfolgen und daß es mir aufrichtig leid tut, daß Sie an ihr nicht mehr positiv teilzunehmen vermögen oder dürfen. Die Vorgänge, die nach dem November 1923 Ihren kirchlichen Oberbehörden die Veranlassung zu diesem Verbote gegeben haben, bedauere ich selbst am allermeisten. Die Angriffe, die damals besonders gegen den Herrn Kardinal erhoben worden waren, erfolgten weder mit meinem Wissen, noch mit meiner Billigung. Allein, es ist Blut geflossen und in der furchtbaren Erregung fielen dann auch Worte, die in ruhigen Zeiten und bei nüchterner Überlegung sicherlich niemals ausgesprochen worden wären. Mir tut es unendlich leid, weil ich dadurch viele Mitarbeiter verlor, die schon infolge ihrer bisherigen Seelsorgertätigkeit ein aufrichtig warmes Herz für unser Volk besaßen und die mir die sicherste Gewähr geboten hätten, daß in unserer Bewegung nie eine Tendenz um sich greift, die es den Angehörigen einer bestimmten Konfession erschweren würde, unserer Partei anzugehören. Denn mein Wunsch war es immer, daß in den Reihen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei der gläubigste Protestant neben dem gläubigsten Katholiken, und umgekehrt, sitzen kann, ohne je in den geringsten Gewissenskonflikt zu verfallen.

 

Mit treudeutschem Gruß!

 

Ihr

Adolf Hitler