Brief an Stahlhelmführer Franz Seldte

 

7. November 1935

 

Mit dem heutigen Tage ist der Neuaufbau der deutschen Wehrmacht durch die Vereidigung des eingezogenen ersten Rekrutenjahrganges auf das Dritte Reich und Flagge gekrönt worden. Die deutsche Wehrmacht ist damit wieder für alle Zukunft die Trägerin der deutschen Waffe und die Hüterin ihrer Tradition. Gestaltender Wille und Ausdruck der politischen Macht ist die Partei.

 

Unter diesen Umständen halte ich die Voraussetzungen für eine Weiterführung des ‚Stahlhelm’ als nicht mehr gegeben. Denn das Ziel des Stahlhelm war, die Tradition des alten Heeres zu hüten und sie zu verbinden mit dem Streben nah der Wiederherstellung eines starken Reiches, das in einer neuen Wehrmacht den eigenen sicheren Schutz und Schirm seiner Freiheit besitzen soll.

 

Nun, nach der Erreichung dieses Zieles, möchte ich Ihnen, als dem Führer des Stahlhelmbundes, und allen seinen Angehörigen aufrichtigen Dank sagen für die Arbeit und die großen Opfer, die Sie gebracht haben im Dienste dieses Ideals.

 

Um den alten Mitgliedern des NSDFB, die schon vor der Machtübernahme für die Befreiung des Reiches gekämpft haben, die Möglichkeit zu geben, an dem weiteren Ringen um die Ausgestaltung des nationalsozialistischen Dritten Reiches teilnehmen zu können, hebe ich für diese die sonst bestehende allgemeine Mitgliedssperre der NSDAP auf. Die Übernahme solcher alter Stahlhelmmitglieder kann nicht korporativ, sondern nur durch Einzelanmeldung erfolgen. Außer den allgemeinen Bedingungen für die Aufnahme in die NSDAP. und ihre Gliederungen, der SA, SS, des NSKK, erachte ich noch besondere Übereinkommen für notwendig, die mit dem Reichsschatzmeister bzw. mit den Führern dieser Gliederungen auszumachen sind.

 

Die letzte Entscheidung über die Aufnahme in die NSDAP trifft der Reichsschatzmeister im Einvernehmen mit den zuständigen Hoheitsträgern der Partei (Gauleiter, Ortsgruppenleiter usw.).

 

Über die Aufnahme ehemaliger Stahlhelmer in die SA entscheidet der Stabschef der SA.

 

Über die Aufnahme ehemaliger Stahlhelmer in die SS entscheidet der Reichsführer der SS.

 

Über die Aufnahme ehemaliger Stahlhelmer in das NSKK entscheidet der Korpsführer des NSKK.

 

Diese werden nach pflichtgemäßem Ermessen entscheiden. Um jenen Mitgliedern des Stahlhelm, die nicht den Willen zur politischen Tätigkeit oder Mitarbeit in sich empfinden, die Möglichkeit einer Fortführung der Pflege ihrer soldatischen Erinnerungen zu geben, empfehle ich den Eintritt in den Kyffhäuserbund. Die Liquidation des NSDFB (Stahlhelm) und seiner wirtschaftlichen Einrichtungen und Unternehmungen hat durch die Bundesführung oder deren Beauftragten zu erfolgen.

 

Der Reichsschatzmeister der NSDAP ist bereit, bei dieser Liquidation ausschließlich beratend mitzuwirken, allein ohne jede Übernahme sich daraus etwa ergebender vermögensrechtlicher Verpflichtungen.

 

Indem ich Ihnen, Pg. Seldte, und Ihren einstigen Mitkämpfern noch einmal für ihre große idealistische Arbeit und die vielen Opfer zur Wiederaufrichtung eines neuen Reiches danke, bin ich zugleich überzeugt, daß die Geschichte auch in fernen Zeiten diesen Beitrag zur Erhebung der deutschen Nation nie vergessen wird. Die Würdigung muß aber eine um so höhere sein, je einheitlicher und geschlossener das Resultat aller Anstrengungen zur Wiederaufrichtung eines neuen Reiches sein wird. Was heute daher vielen ehemaligen Stahlhelmmitgliedern als ein schweres Opfer erscheinen mag, ist nichts anderes als die geschichtliche Aufwertung der bisherigen Arbeit und Leistungen.

 

Denn vor der Zukunft unseres Volkes werden wir nur dann gut bestehen können, wenn es uns gelingt, das uralte Übel deutscher Zersplitterung nicht als Grundzug unseres Wesens weiter zu erhalten, sondern erfolgreich zu überwinden.

 

Ein Volk, ein Reich, ein politischer Wille und ein Schwert! Sie und Ihre Mitkämpfer bitte ich, nun auch weiter mitzuhelfen an diesem gewaltigen Werk deutscher Lebensbehauptung.

 

Adolf Hitler


 
 

Franz Seldtes Antwort vom selben Tag:

 

Mein Führer!

 

Mit aufrichtiger Dankbarkeit bestätige ich den Empfang Ihres heutigen Schreibens. Mit mir danken Ihnen meine Kameraden vom NSDFB für die hochherzigen Worte der Anerkennung, die Sie dem Kampfe des Bundes für die innere und äußere Befreiung der deutschen Nation gezollt haben. Dieser unser aller Dank ist um so herzlicher und freudiger, als er dem Manne und Frontsoldaten gilt, der dem deutschen Volk seine innere und äußere Freiheit wiedergeschenkt hat, die in der Wiederherstellung der Wehrhoheit ihren lebendigsten Ausdruck fand. Hier durch hat auch das Wollen und Ringen des Stahlhelm den Abschluß gefunden, den meine Kameraden und ich allzeit mit heißem Herzen und nach bestem Wissen und Gewissen erstrebt haben.

 

Meine Kameraden und ich sind besonders dankbar dafür, daß Sie die Reinheit unseres Wollens anerkennen, indem Sie den Angehörigen des Stahlhelm den Eintritt in die Partei und ihre Gliederungen ermöglichen.

 

An dem historischen Tag, an dem durch Ihren Befehl die wiedererstandene Wehrmacht die von Ihnen gegebene Fahne aufzieht, wollen wir alten Kameraden des NSDFB (Stahlhelm) es als einen symbolischen Akt ansehen, wenn wir am gleichen Tage unsere alte Fahne einziehen und unsere Ziele für erreicht erklären. Wir tun dies mit dem Dank des Kämpfers, der es noch erleben darf, daß seine Ziele und Ideen Erfüllung und Gestaltung fanden.

 

Ich danke Ihnen nochmals für das Wohlwollen und die Anerkennung, die Sie meinen Kameraden und dem Bunde zuteil werden ließen. Ich melde Ihnen, mein Führer, hierdurch die von mir befohlene Auflösung des NS-Deutschen Frontkämpferbundes (Stahlhelm).

 

Heil Hitler!

 

Franz Seldte