Brief an Mussolini

(Auszug)

 

8. März 1940

 

Duce!

 

Seit dem Augenblick, da England im Abessinien-Konflikt erkannte, daß Deutschland kein nach Belieben zu dirigierender Vasallenstaat ist, und in Sonderheit nachdem Eintreten des Reiches in Spanien für das dortige nationale Regime, hat England begonnen, die machtmäßige Auseinandersetzung mit dem Reiche ins Auge zu fassen und vorzubereiten. Im Besonderen aber hat Deutschland Rußland gegenüber nur eine klare Begrenzung der Interessenzone vorgenommen; an der wird sich auch niemals mehr etwas ändern.

 

Der Finnische Staat ist ausschließlich aus einem Meer von Blut deutscher Soldaten, deutscher Regimenter und Divisionen entstanden, und auch seine spätere Unabhängigkeit ist deutschen Verbänden unter dem General von der Goltz zuzuschreiben. In Verkennung dessen hat Finnland bei jeder Gelegenheit später gegen Deutschland Stellung genommen und, soweit es möglich war, sich an jeder Drangsalierung gegen Deutschland aktiv beteiligt. Dies soll nun nicht heißen, Duce, daß das deutsche Volk einen Haß gegen das finnische Volk besitzt, sondern das soll nur heißen, daß wir keinen Anlaß besitzen, uns für finnische Interessen einzusetzen.

 

Zum Besuch des amerikanischen Vertreters Sumner Welles ist nur zu sagen, daß er kein neues Element in die Beurteilung der Situation bringen konnte. Ich habe Ihnen, Duce, die Protokolle der Unterhaltung bereits zur Kenntnisnahme übermitteln lassen.

 

Was immer auch mit diesem Besuch beabsichtigt gewesen sein mag, eines scheint sicher: eine Änderung der Kriegszielsetzung der Engländer und Franzosen kann, selbst wenn sie ehrlich beabsichtigt wäre, dadurch nicht eintreten.

 

Damit scheidet jede Vorstellung einer praktischen Auswertung im Sinne einer Friedensförderung aus. Ich glaube daher auch, daß man sich unter solchen Umständen die Versionen jener wenigstens anhören muß, die behaupten, daß der Zweck dieser Intervention überhaupt nur der sei, für die Alliierten Zeit zu gewinnen, d. h. also, auf eventuelle deutsche Offensivabsichten lähmend einzuwirken. Ich brauche Ihnen nicht zu versichern, Duce, daß ganz unabhängig davon die deutschen Entschlüsse ausschließlich nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten militärischer Art erfolgen und daher durch irgendwelche ähnliche Einflüsse in keiner Weise tangiert werden können.

 

Grundsätzlich hat Deutschland kein anderes Kriegsziel als den Frieden! Grundsätzlich haben England und Frankreich kein anderes Kriegsziel als die Vernichtung der totalitären Volksstaaten und damit auch Deutschlands. Deutschland wird daher solange kämpfen, bis diese kriegsverbrecherische plutokratische Clique gezwungen ist, endgültig diese ihre Ziele aufzugeben. Dieser Entschluß ist ein unerschütterlicher! Er ist umso verständlicher, als wir darüber hinaus ohnehin noch ein Kapitel Weltgeschichte bereinigen müssen, das durch Betrug einerseits und Schwäche andererseits das deutsche Volk in die demütigendste und furchtbarste Zeit seiner ganzen Entwicklung brachte.

 

Darf ich Ihnen zusammenfassend nun noch einmal danken, Duce, für den letzten Brief und für die Darstellung, die Sie mir gegeben haben. Darf ich Sie weiter bitten, mir zu glauben, daß ich Ihre Haltung verstehe und begreife. Darf ich Ihnen endlich versichern, daß ich trotz allem glaube, daß das Schicksal uns früher oder später doch zwingen wird, gemeinsam zu kämpfen, d. h. daß Sie der Auseinandersetzung ebenfalls nicht entgehen werden, ganz gleich, wie im einzelnen die Situation sich heute entwickelt; daß Ihr Platz dann erst recht an unserer Seite sein muß, genau wie der meine an Ihrer Seite sein wird.

 

Auch ich würde es begrüßen, wenn es sich ermöglichen ließe, über den riesenhaften Komplex der gesamten allgemeinen und besonderen Situation und ihre Probleme eine persönliche Aussprache herbeizuführen. Es gibt viele Dinge, die ja nur in längeren Ausführungen erklärlich gemacht werden können.

 

Lassen Sie mich endlich hoffen, daß es vielleicht gelingt, die wirtschaftlichen Beziehungen unserer beiden Länder noch mehr zu vertiefen und gerade jetzt die Sie vielleicht besonders bewegende Kohlenfrage zu lösen. Denn alles, was eines unserer beiden Länder stärkt, kommt beiden zugute!

 

In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich mit den besten Wünschen für Sie und Ihr Land!

 

Ihr Adolf Hitler